April 2020 – Corona

Mir fiel kein besserer Titel ein, als April 2020.
Andere Möglichkeiten wären gewesen:
Corona, was mach das mit mir?
Corona in Dänemark.
Es geht aufwärts?!
Weiter gehts?
Ist was?
Die Königin hat achtzigsten Geburtstag gefeiert.
Wir waren an den Quellen der beiden längsten Flüsse Dänemarks.
Ausflug nach Blåvand.
Urban Gardening auch bei uns.
Gut, es reicht… fange ich mal an, und nehme die Möglichkeiten als Überschrift.

Corona, was macht das mit mir?

Es macht ganz viel in meinem Kopf, Gedanken, Sorgen, Ideen, Angst, …
Wann hört das wieder auf? Was? Die Angst, dass was geschieht. Was?
Das Christine krank wird, das kommt nicht gut mit ihrem Asthma und Bronchitis.
Das meine Eltern krank werden und ich nichts tun kann, nicht mal hin darf.
Naja, dafür laden sie sich ja jemanden zum Haareschneiden ein, und ein guter Freund kommt zum Mittagessen durch halb Niedersachsen angereist. Wie gut der ist, das zeigt die Sorglosigkeit mit der er das tut, er war ja drei Wochen im Homeoffice…
Und wie ernst insbesondere meine Mutter das alles zu nehmen scheint steht auf einem anderen Blatt? Ich wünsche allen das Beste…

Meiner Mutters achtzigsten Geburtstag wollten wir ursprünglich Anfang Mai in Blåvand feiern. Haus war gemietet, Tisch bestellt. Fällt aus. Keine Einreise nach Dänemark möglich. Und auch sonst wohl gerade keine gute Idee.

Wollten wir sie zum Geburtstag besuchen, könnten wir das theoretisch tun. Als Deutsche dürfen wir in Deutschland einreisen. Nur müßten wir dann 14 Tage in Quarantäne und uns dem Gesundheitsamt melden.
Und da wir in Dänemark gemeldet sind und ich hier arbeite dürfen wir auch in Dänemark einreisen. Nur nach der Rückkehr müsste ich 14 Tage in Quarantäne, weil der Staat Dänemark das empfiehlt und LEGO es fordert.

Was Corona mit mir macht? Am 13. März, eine Tag nach dem „Lockdown“ in Dänemark, noch bevor es in Deutschland so richtig losgeht, werde ich am Telefon von Freunden „beschimpft“, weil ich Corona ernst nehme, und gerade keinen Spaß verstehe. Das hat gesessen…

Mir geht das alles, wie wohl den meisten, ziemlich nah.
Unbekannte Bedrohung, nie da gewesen, es geschehen Dinge, die ich nie zu erleben erwartet hätte.
Grundrechte werden eingeschränkt, Menschen verlieren von heute auf morgen den Job, ihre Lebensgrundlage, …
Tausende sterben, hunderttausende sind krank, …
Klar geschieht jeden Tag, jedes Jahr, überall.
Auf dem Mittelmeer, in Syrien, Afrika, Venezuela, Jemen, Ukraine, nur um ein paar Orte aufzuzählen.
Aber jetzt ist das hier…
Und nach dem Fehlen von Klopapier wird das Fehlen des Frisörs oder des Gottesdienstes lang und breit beschrieben und besprochen … hilft ja vielleicht.
Gut das wir nur solche Sorgen haben, und keinen Präsidenten, der die Schuld bei anderen sucht, oder sich mal eben alle Rechte gibt, alles zu tun.

Und dann gibt es Momente die Mut machen. Zu sehen wie sich LEGO um uns und unsere Gesundheit kümmert, Visiere für’s Gesundheitswesen herstellt, …

Zu sehen wie Menschen versuchen, ihr Wissen so weiter zu geben, dass wir es verstehen und vielleicht ein Ziel vor Augen haben können, zwar nicht heute oder morgen, aber ein Ziel.

Wie das zum Beispiel im Jugendkanal funk von ARD und ZDF im maiLab vor einigen Tagen geschah. Ich kann’s nur empfehlen!
Zu sehen hier:
Corona geht erst gerade los (02.04.2020)
Virologen Vergleich (18.04.2020)

Corona in Dänemark

Hört sich platt an… eigentlich ist es glaube ich wie in Deutschland.
Lockdown, ein paar Tage eher, ab dem 12. März, Einreiseverbote, Grenzen dicht.
Etwas wie Kurzarbeitergeld gibt es auch, ganz viel Staatshilfe für Unternehmer und Unternehmen.
Politische Diskussionen und Streit zwischen den Parteien, unklare Startegien, die nachjustiert werden, Politiker, die sich widersprechen in ihren Anweisungen und Verlautbarungen.
Eine Staatsministerin die in meinen Augen sehr überzeugend rüber bringt, was jetzt nötig ist.
Menschen die sich nicht an die Regeln halten.
Zwischen den großen Städten, Kopenhagen, Aarhus, … und dem Land, wo wir sitzen, gibt es Unterschiede in den Auswirkungen der Einschränkungen.

In Details läufts anders.
Wir müssen (Stand 29.04.2020) keine Maske tragen, und es tun auch nur wenige.
Wir dürfen im Land reisen, auch an die Küsten.
Die Königin hat im März eine Erklärung zur Lage abegeben.
Sie hat ihren 80ten Geburtstag gefeiert, zu Hause, „alleine“ im Schloss, ohne Parade und Empfang vorm Bildschirm die Grüße ihrer Bürger empfangend, die für sie gesungen haben.

Bei der Arbeit,
Seit dem 12. März arbeiten wir im Engineering im Homeoffice.
Dazu steht jetzt im Wohnzimmer bei uns zu Hause mein Bürostuhl aus dem Büro, ich sitze an einem unserer Wohnzimmertische.
Der Monitor hing schon vorher an der Wand, dazu sind halt noch Notebook, Maus- und 3D-Maus gekommen und ein bisschen Papier. Und natürlich ein Headset um an all den regelmäßigen Treffen per Microsoft Teams oder Skype teilzunehmen. Die CAD Arbeit klappt natürlich.
Dumm nur das mein großes Notebook letzte Woche in einer Endlosschleife hängen blieb und nicht mehr zum Starten zu bewegen war. Ich nutze also ein kleine Leihnotebook, auf dem ich erstmal drei Tage lang alles installieren musste, … aber nun läufts halbwegs. Und am letzten Freitag durfte ich auch das defekte Notebook unter Beachtung aller Hygienemaßnahmen, nach genau vorgeschriebenen Regularien, desinizieren, beschriften, einpacken, bei der IT am anderen Ende Billunds abliefern.
Ein bis zwei Tage die Woche war ich allein oder mit einem Kollegen drüben im Innovation House im Büro. Wir haben für die restlichen 30+ Kollegen die Arbeit erledigt, die nicht von zu Hause machbar ist. Wie zum Beispiel Tests im Labor durchführen, neue Elemente angucken, weiterleiten, … anstrengend, weil viel zu tun, aber mal ’ne Abwechslung. Und mittags in der Kantine, jeder zweite Stuhl fehlt, eine Runde mit Kollegen klönen ist auch mal nett. Dazu gibts aber auch nur kalte Küche…
Zu Hause ist die Verpflegung durch Christine natürlich gar nicht zu verachten, hmmmmhhh lecker.

Fortsetzung folgt…

April 2020 – Durchs Land

Neben den Einschränkungen die Corona mitgebracht hat, haben wir die Zeit, wie ganz viele Menschen genutzt, um draussen neue Sachen zu entdecken, und unsere Umgebung zu erkunden.

An den Quellen von Gudenå und Skjern Å

Gute 25 km nördlich von Billund entspringen auf dem jütländischen Höhenrücken die Flüsse Gudenå und Skjern Å.
Å ist das dänische Wort für Fluss, und wird wie ein O, vielleicht mit einem ganz kleinen w hinten dran ausgesprochen, so wie in den deutschen Ortsnamen Jerichow oder Kummerow.

Die Quellen liegen gute 500 m Luftlinie auseinander.
Der Gudenå ist der längste Fluß Dänemarks und fließt nach 150 km, jeder Menge zick zack, bei Randers in die Ostsee.
Der Skjern Å ist der wasserreichste Fluß Dänemarks, und fließt hinter dem Städtchen Skjern, in einem renaturiertem Flußdelta, in den Ringkøbing Fjord und damit in die Nordsee.

Auf dem jütländischen Höhenzug führte schon vor Jahrhunderten der Hærvejen (Heerweg), oder auch Ochsenweg entlang. Eine historische Landverbindung von Viborg im Norden Jütlands nach Schleswig Holstein. Oben auf dem Höhenrücken, um die Flusstäler und Sümpfe an den Küsten zu umgehen. Eigentlich sollte auch die Autobahn E45 dort entlang gebaut werden, um Brücken zu spraren, aber die Städte an der Ostküste konnten sich durchsetzen um die Autobahn nah bei ihnen zu bauen. Heute plant man eine parallele Autobahn durch Dänemark weiter westlich, um die E45 zu entlasten. Die Planung dauert schon lange und ob der Bedarf in 20-30 Jahren noch da ist… wer weiß?

Auf jeden Fall ist die Landschaft an den Quellen, gerade an einem sonnigen Frühlingstag, wunderschön zu erwandern und anzusehen.
Wie auch weiter südlich entlang des Hærvejen hier in der Nähe von Billund.

An der Nordsee

Ihr könnt Euch hoffentlich vorstellen mit wieviel Freude und Dankbarkeit wir gerade ein paar Tage an der Nordsee in Vorupør genießen. Als wir dieses Ferienhaus letztes Jahr im Herbst buchten, war von dem was uns jetzt umtreibt noch nichts zu ahnen.
Hätte damals jemand gesagt, es gäbe in diesem Frühjahr tausende Menschen, die an einem Virus sterben werden und hunderttausende Erkrankter, Reiseverbote, keine deutschen Urlauber in Dänemark, eigentlich alles wäre geschlossen… Grundrechte wären eingeschränkt, Unsicherheit und Ungewissheit wären die vorherrschende Stimmung, … naja, ich hätte es wahrscheinlich als Schwarzmalerei und Aluhutträger-Phantasie abgetan…

Nichtsdestotrotz genießen wir die Zeit hier, mit herrlichem Wetter und möchten Euch mit ein paar Fotos teilhaben lassen…